Eine intelligente Fassadengestaltung spendet Schatten in der Wüste
Am „Tor zur Wüste“ im Südwesten Marokkos haben Groupe3Architectes für den Flughafen Guelmim ein neues Terminalgebäude errichtet, welches durch seine Einfachheit, Effizienz und den Einklang mit der umliegenden Landschaft besticht. Aufgrund der intelligenten architektonischen Gestaltung konnte die Gebäudetechnik im Inneren reduziert und trotzdem ein angenehmes Raumklima in der wüstennahen Region geschaffen werden. Dazu trägt die schlichte Kubatur des Gebäudes sowie die Fassadenkonstruktion im Besonderen ihren Anteil bei.
Die Anordnung der Funktionen im Inneren ist gut strukturiert und effizient organisiert. Die Sicherheitszonen sind durch eine mittig angelegte Nebenzone getrennt und damit klar gegliedert. Die lineare Anordnung entlang des Runways ermöglicht eine bedarfsgerechte spätere Erweiterung der Halle ohne große konstruktive Maßnahmen.
Die stützenfreien Passagierzonen links und rechts der Nebenzone erlauben eine flexible Nutzung gerade im Hinblick auf die sich heutzutage schnell ändernden Sicherheitsbestimmungen an Flughäfen. Oberhalb der zweigeschossigen Nebenzone ist ein Atrium angelegt, über welches die natürliche Ventilation des Gebäudes geführt wird. Außerdem gelangt darüber natürliches Licht in die Tiefe der Passagierhallen ohne auf teure und wartungsintensive Lüftungs- und Klimaanlagen angewiesen zu sein.
Die Fassade besteht aus perforierten Metall-Paneelen in den Rot- und Ockertönen, die die Farbe der Wüste und des Atlas Gebirges wiederspiegeln. Sie umschließt das Gebäude wie ein Flickenteppich. Doch nicht nur gestalterisch, sondern auch konstruktiv erfüllt sie ihren Zweck: Die perforierte Metallfassade liegt wie ein Schleier über der vollverglasten Box und lässt natürliches Licht herein. Gleichzeitig wird der Wärmeeintrag durch die natürlich Verschattung reduziert. Der Schleier wirft interessante Lichtspiele im Inneren. Die Muster, die aus der Perforation entstehen, sind angelehnt an dekorative Elemente aus der lokalen Kultur. Im Inneren wurde ein lokaler Stein als Wand- und Fußbodenmaterial verwendet, wodurch die Verbundenheit zur Umgebung unterstrichen wird und Transportwege für das Baumaterial sinnvoll verkürzt werden konnten.
Der Flughafen ist ein Beispiel, wie durch gut durchdachte Architektur sowohl die Investitionskosten als auch die Betriebskosten reduziert werden können. Die kompakte Kubatur und Fassadengestaltung ermöglichen ein ökologisches und ökonomisches Projekt, das zudem einen hohen gestalterischen Wert hat.
Der Flughafen Guelmim wird von der Royal Air Marokko beispielsweise von Casablanca aus angeflogen. Von dort aus lässt sich die Atlantikküste in ca. einer Stunde erreichen, wo zahlreiche Urlaubsziele und Surfspots auf einen warten.
Bilder: groupe 3 architectes / Fernando Guerra FG+SG